Erster Tag im neuen Job
So, Kiel ist Geschichte. Gestern ist schon eine ziemliche Anspannung abgefallen, als alles erledigt war, ich auf meinem Bett lag und das Confed-Cup-Finale angeschaut hat. Mieses streaming war nicht (nicht nötig), sondern mein TV war wider Erwarten DVB-T-2 (oder wie das jetzt heißt)-Fähig und ich konnte zdfHD gucken. Warum ist das so interessant, dass ich es schreibe? Ist es eigentlich nicht, aber ich habe schon wirklich lange kein Fußballspiel mehr von Anpfiff bis Abpfiff angeschaut und das war wirklich entspannend.
Heute ging es dann also auf Ankersolt los. Darauf habe ich mich gefreut. Beim Probearbeiten waren die Bedingungen echt unwirtlich (abgesehen von der allgemeinen Herzlichkeit und dem schönen Zimmer), angeschlagen und mit schlechten Gummistiefeln, die schon am ersten Tag Schmerzen verursachten, „schleppte“ ich mich verfroren durch die drei regnerischen Tage Probearbeit voller einfacher Arbeiten in denen ich meine Qualitäten nicht zeigen konnte und wusste danach: hier will ich hin. Das Beste daran, dass es echt Hart war? Es kann nur besser werden. Bei beschissenem Wetter und wirklich ordentlich angeschlagen habe ich mich pudelwohl gefühlt und wunderbar mit den Ankersoltern verstanden. Besser geht es nicht.
Heute ging es dann also los. Um sechs aus den Federn (recht hart, nachdem ich bis in die Puppen „All or Nothing“ auf Amazon Prime geguckt habe). Mein Chef händigte mir erstmal einen Flurplan aus, auf dem ich die meisten Acker- und Grünlandflächen nachschauen konnte (wirklich praktisch) und dann fuhren wir eine Runde zu ein paar Rinder- und Bullengruppen und schauten uns ein paar Ackerflächen an. Nach dem Frühstück ging es mit einem Kollegen in den Kükenstall zum montieren und vorbereiten.
Auf so einem großen Betrieb ist das nicht „ne Ecke freiräumen und eine Rotlichtlampe aufhängen“, sondern einen ganzen Stall vorbereiten. Das hat mich aber wieder zu der Erkenntnis gebracht, dass ich wirklich noch keine Ahnung von wirtschaftlicher Hühnerhaltung habe und hier jeden Tag eine ordentliche Menge lernen können werde. Die Küken kommen am Donnerstag, das heißt, dass wir heute die Volieren vorbereitet haben. Auf die Roste, die in den Volieren liegen, wird sogenanntes Kükenpapier ausgerollt, dass sich dann mit der Zeit auflöst, am Anfang aber dafür sorgt, dass die Küken nicht ins Leere treten. Darauf legten wir etwas Stroh und bauten die Volieren kükengerecht um. In der ersten Lebensphase, in der sie sehr empfindlich sind, bekommen die Küken einen Teil der Voliere, der nach und nach erweitert wird. Nach ein paar Wochen haben sie dann die ganze Stallfläche zur Verfügung und können erst in den Wintergarten und, sobald sie groß genug sind, auf die Grünfläche. Heute haben wir dann auch den Stall so abgedichtet, dass man ihn auf ca. 35°C aufheizen kann. Das ist eine gute Temperatur, damit die Küken die ersten Tage gut überstehen. Ich bin wirklich mal gespannt.
Gedanken des Tages: Bei der Arbeit wurde mir klar, dass ich für mein Hofhuhn-Projekt noch ziemlich viel über Hühnerhaltung lernen muss und möchte, damit es ein Erfolg werden kann. Die Hühnerhaltung im größeren Stil hat auch im Ökobereich eine Konsequenz ohne die es nicht funktionieren kann. Nicht ohne Grund ist es so, dass meiner Beobachtung nach die Tiere auf Ankersolt, die in Gruppen von mehreren Tausend Hennen leben, wesentlich gesünder und entspannter – auch noch im höheren Legehennenalter – waren, als diejenigen in den vermeintlich artgerechteren Hühnermobilen oder vermeintlich wesensgerechteren kleineren Gruppen. Die größeren Betriebe können ihren Tieren dadurch, dass sie in sie investieren, bessere Bedingungen schaffen. Das darf man nicht vergessen. Es ist zwar nicht so schön romantisch wie eine Glucke mit Küken in der Stallecke, aber seit Jesus ging auch bei uns Menschen der Trend weg von der Hausgeburt im Stall in Richtung von Kreißsälen mit kontrollierbaren Bedingungen. So ähnlich könnte man solch eine kalt scheinende Kükenvoliere auch sehen. Das Beste von den konventionellen Profis abgucken, auf Öko-Level herunterbrechen bzw. pimpen und dann nutzen. So ähnlich sehe ich das inzwischen auch mit dem Hofhuhn-Projekt. Dazu werde ich die Tage hoffentlich mal noch ein paar Zeilen schreiben, jetzt gibt es – mangels weiterer Fotos (ich arbeite tatsächlich während meiner Arbeitszeit und vergesse Fotos zu machen) ein Foto von meinem Abendessen und ein Foto von meinem Kombucha-Glas auf der Anrichte.
In dem Sinne bis die Tage!
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