Charakterköpfe 1: Wie man Kühe sieht
Kühe und Hörner gehören zusammen. Zumindest wenn man sich eine Kuh vorstellt. Die Realität sieht – leider, wie ich finde – etwas anders aus. Auch wenn nach wie vor noch den meisten Tieren von Natur aus Hörner wachsen würden, wachsen ihnen keine. In jungem Alter werden die Hornansätze, die sich in der Kopfhaut an der Seite der Stirn der Kälber befinden, verödet und entwickeln sich nicht weiter.
Als mir mein Vater vor ein paar Wochen erzählte, dass er sich schon länger die Frage stellt, ob sich die Hörner und der Charakter der Tiere gegenseitig beeinflussen, oder zusammenhängen, fand ich die Frage auch sehr interessant. Ich kann mir gut vorstellen, dass das etwas miteinander zu tun hat. Nicht auf einer esoterischen, sondern auf einer physischen Ebene. Meiner Erfahrung nach hängen die Form der Hörner und der restliche Körperbau sehr stark miteinander zusammen. Schwere, breite Tiere haben oft entsprechende Hörner. Tiere mit einem, wie wir Bauern sagen, „trockenen“ Körperbau, haben oft auch etwas „konzentriertere“, schmale und tendenziell eher längere Hörner. Der Körperbau bedingt während des Aufwachsens oft den Rang in der Gruppe, nicht nur allerdings, denn auch bei den Rindern kommen gewitzte Tiere oft zu ihrem Willen.
Wie aber herausfinden was für einen Charakter die Tiere haben, wer mit Witz zum Ziel kommt, wer mit Gewalt und wer überhaupt nicht. Oder wer aber vielleicht auch gar kein Ziel verfolgt? Da kommt die tägliche Arbeit ins Spiel. Während der Laie die Tiere vielleicht auf den ersten Blick nicht auseinanderhalten kann, ist das für den Bauern, der täglich mit ihnen zusammenarbeitet kein Problem. Wie ein Lehrer jedes Kind in seiner Klasse beim Namen kennt, die Eltern kennt und auf Anhieb ein paar Sätze über den Charakter und die Rolle in der Gruppe sagen könnte, kann das auch ein Bauer mit seiner Herde. Besonders intensiv ist das natürlich bei kleineren Milchkuhherden, die man zwei Mal täglich melkt und um die sich im Grunde die Tägliche Arbeit dreht.
Normalerweise erkennt ein Bauer seine Kühe immer auf den ersten Blick, und zwar nicht nur wenn er sie im Ganzen sieht, sondern auch nur teilweise. Ob beim Füttern von vorne, wenn man nur den Kopf und den Rücken sieht, weil links und rechts andere Kühe stehen. Wenn sie im Fressgitter stehen und eine Kuh zum Bullen oder für eine Behandlung heraussortiert wird, von hinten plus Rücken oder auch im Melkstand, wenn der Kopf nicht zu sehen ist, sondern nur das Euter, ein Hinterbein und ein Teil der Flanke. Interessant fand ich, dass mein Papa ab und zu gezögert hat, wenn ich beim fotografieren der Tiere nur den Kopf aufgenommen habe. Manche Tiere haben vielleicht ein dunkles Braun und nur ein kleines Stirnabzeichen, die Scheckung am Körper ist aber ansonsten ziemlich von weiß dominiert. Wenn dann die Hörner noch ähnlich den Hörnern einer anderen Kuh ist, musste er zwei, drei Mal ein paar Sekunden überlegen bis er mit dem Namen kam. Alle anderen kamen wie aus der Pistole geschossen.
Dieser Post ist der erste Teil einer Reihe, denn ich denke, dass alle Kühe auf einmal ziemlich ermüdend wären. Wer gerne mitbekommen möchte, wann die weiteren Teile online sind, darf gerne bei Instagram und/oder Facebook ein „Like“ da lassen, oder unten am Fußende des Posts seine Mailadresse eingeben und abschicken, dann gibt es automatisch eine Mail bei einem neuen Beitrag. Ich bekomme nur die Info, dass wer abonniert hat, nicht aber wer es war. Genug der Worte, Kühe:
Was mich sehr interessieren würde, wäre zum einen Euer Eindruck: sind Hörner und Charakter zusammenhängend?
Falls dies die falsche Form ist, dann könnt ihr das auch gerne schreiben. Ich könnte eine Galerie erstellen, so dass man sich durch alle Tiere hindurch klicken kann, oder könnte mehr oder weniger Tiere auf eine Seite packen. Oder soll ich per Bildbearbeitung vielleicht ein Passepartout um die Tiere herumbauen und dort den Namen und Charaktereigenschaften drauf schreiben, so dass man es immer gemeinsam im Auge hat? Ich bin nicht ganz sicher was die richtige Form ist, möchte es aber gut hinbekommen, weil es für meinen Papa und mich ein Anliegen ist, die Frage auch an andere Menschen heranzutragen und zwar in einer Form, mit der alle etwas anfangen können..
Falls ansonsten noch Fragen aufkommen: hier per Kommentar, per Mail an mich, oder auch per Direct via Facebook oder Instagram 🙂
Gedanken eines Landwirtes zum Milchkauf – Der Hofhuhn-Blog
Dezember 4, 2017 @ 6:45 am
[…] Erstmal zu den Hörnern. Laut EG-Bio ist das Enthornen im Ausnahmefall gestattet. So wie das Kupieren der Schwänze bei Schweinen in der konventionellen Landwirtschaft. Bei Bauern ist aber oft dauerhaft Ausnahmezustand und wenn man sicher die Milch behornter Kühe trinken möchte, dann muss man Demeter-Milch kaufen. Nur dort sind Hörner Pflicht. Die Hörner werden Gründen der Verletzungsprävention routinemäßig entfernt, eine Alternative wären geräumigere Ställe, aber die kosten Geld. Ich bin allein aus dem Grund, dass die Tiere dann mehr Platz haben für Hörner, kann aber aus Erfahrung sagen, dass das Entfernen der Hörner im jungen Alter kein traumatischer Eingriff fürs Tier ist. Behornte Tiere gehen anders miteinander um als unbehornte. Die Milch von behornten Tieren gilt als besser bekömmlich. Ich habe mehrfach erlebt, dass Menschen, die sich selbst als Laktoseintolerant oder zumindest empfindlich beschreiben würden, die Produkte meiner Eltern genießen konnten. Das kann aber halt auch damit korrelieren, dass sie nicht homogenisiert oder mikrofiltriert sind. Forschungsergebnisse gibt es dazu wohl auch, aber die werde ich jetzt nicht ergoogeln – wie gesagt, wir sind schon bei fast 3000 Zeichen. Zu Hörnern gibt es übrigens eine Serie hier auf dem Blog! […]
Charakterköpfe die Zweite: „Und weiter?“ – Der Hofhuhn-Blog
Dezember 14, 2017 @ 6:06 pm
[…] Hier gehts zum ersten Teil: KLIIIIICK […]