Neue Vorbilder gesucht!
Was die meisten Bauern meines Umfeldes vermutlich von den meisten Landwirten insgesamt unterscheidet ist der Wunsch nach Selbstverwirklichung und dem freien Umsetzen eigener Ideen. Viele „normale“ Landwirte versuchen möglichst die „gute landwirtschaftliche Praxis“ zu leben und im Sinne der sich immer wieder wandelnden Lehrmeinungen und Vorschriften ein gutes Auskommen zu finden. Mir persönlich aber reicht das nicht. Vielleicht liegt das auch an dem anthroposophischen Umfeld in dem ich aufgewachsen bin, in dem Kreativität, Selbstbewusstsein und auch Selbstverwirklichung eine große Rolle spielen. Aber wo die Ideen her nehmen?
Nun, von überall. Ich versuche mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Ich weiß, dass es viel mehr Sachen gibt die ich nicht weiß, als Dinge die ich kenne und bin überzeugt, von jedem etwas lernen zu können und sei es etwas, dass ich dann gleich wieder aussortiere. Ich glaube, dass es immer wieder neue Ansätze für alte Fragestellungen braucht, genau wie es manchmal nicht verkehrt ist die Probleme von ihrer Wurzel her anzuschauen. Manchmal sind es ja auch die neuen Lösungen, die in Sackgassen geführt haben.
Seit langem schon übe ich mich im Blick über den Tellerrand und eine Goldmine in der ich aktuell grabe ist die internationale Szene der Homesteader. Wer sind diese Homesteader? Grob gesagt sind das Selbstversorger, die irgendwie die Möglichkeit haben, sich in einem kleinen Rahmen unabhängig zu versorgen. Und ja, es sind meistens Amateure. Die meisten Landwirte werden jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, denn Amateure die meinen eine Ahnung von Landwirtschaft zu haben sind nicht notwendigerweise beliebt. Das ist auch ganz richtig so, denn selbst wir Profis haben oft wenig Ahnung von dem was die Anderen machen, auch wenn das vermutlich die wenigsten selbst so sehen. Das besondere an den Homesteadern ist meiner Meinung nach die Kompromisslosigkeit. Die Demeter- und Bioland-Pioniere der zweiten und dritten Welle von den Siebzigern bis in die Neunziger waren auch oft Kompromisslos, aber die, die es bis heute durchgehalten haben, haben inzwischen auch oft eingelenkt, oder sind unter der Last der Vorgaben eingeknickt. Die internationalen Selbstversorger sind da noch ein bisschen roher, deswegen stoße ich immer wieder auf gute Ideen, die noch nicht von Wirtschaftlichkeit und Lehrmeinungen verhunzt sind.
Einfach mal probieren ist das Stichwort. Justin Rhodes ist sowas wie der John Seymour der Neuzeit. Er lebt schon lange nicht mehr von seiner Homesteaddärrei, sondern ist als der Filmemacher, der er von Haus aus ist für die Mission unterwegs, unterschiedliche Ansätze, die Menschen in den USA leben, vorzustellen und vielleicht auch zu dokumentieren. Sein Gesicht ist auch oft in der Kamera, aber viel wichtiger ist doch, was für Schätze er auftut. Vor dem zweiten Satz dieses Absatzes habe ich eine Pause gemacht. Habe Abend gegessen und mir Filme auf Rhodes Kanal angeschaut. Schon wieder bin ich auf neue Inspirationen gestoßen. Ich werde Euch die schönsten Schätze der guten Vorbilder in unregelmäßigen Abständen vorstellen. Es geht nicht nur um alternative Ansätze aus der praktischen Landwirtschaft, sondern auch darum, Verbraucher und andere Leute aus der „Peripherie“, die sich mit dem Themen Nachhaltigkeit und Kreativität in den Bereichen Ernährung und Landwirtschaft auseinandersetzen, vorzustellen. Stay tuned!
Weil ihr die 520 Zeichen Einführung in meine Reihe durchgehalten habt jetzt dann aber einfach mal ein Video eines anderen Homesteaders, „Justin Rhodes Junior“ sozusagen. Dem Account „Swedish Homesteader“. Ich glaube, er ist ein großer Fan Rhodes‘. Er hat ihm in einem Bereich aber etwas voraus, vielleicht auch weil Rhodes sich gerade mit seiner Familie auf einer großen Reise befindet und mehr dokumentarisch unterwegs ist; seine Videos haben oft eine große inhaltliche Dichte, sind Charmant und mal ehrlich: wer schaut nicht gerne einem Schweden zu der in der Natur arbeitet?
Hier also das Video über das ich auf ihn gestoßen bin, er setzt mein Herzensthema um und versucht mit Zweinutzungshühnern durch günstiges Futter sein Einkommen zu generieren. Nachdenklich, charmant und direkt aus Schweden, Swedish Homestead:
Die Bilder sind übrigens aus meiner Zeit in Schweden. Sowohl die Pferde im Wasser als auch das im Wald.
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