Hinter dem Hofhuhn
Ich habe die letzen Wochen sehr viel Reichweite hinzugewonnen und von verschiedenen Seiten auch wirklich liebe Nachrichten mit positivem Feedback bekommen, was mich ziemlich stolz macht. Vielleicht ist es jetzt mal an der Zeit noch einmal aufzuschreiben, was genau hinter dem „Hofhuhn“ steckt.
Ich stecke dahinter. Ingmar, 27 Jahre und Bauer. Oder Landwirt, wenn man so will. Ich sehe das wie Auto und Kfz. Das eine schließt das andere ein. Landwirt ist für mich der technische Begriff, Bauer bin ich. Ich fahre Auto, das ist ein Kraftfahrzeug. Ich bestehe auf keines von beiden.
Ich schreibe schon immer, ich hatte sogar schon vor einigen Jahren mal einen Blog während meiner Zeit in Schweden, habe den dann aber in dem Moment nicht mehr weiter betrieben, als die Klickzahlen gerade durch die Decke gingen und Einträge „erwartet wurden“. Ich schrieb immer viele Gedichte, Texte, ab und zu auch Raps (die im Grunde ja Gedichte sind, bei denen ein bisschen mehr Wert auf die technische Komponente gelegt wird). Nach meiner Lehre bin ich für zweieinhalb Jahre nach Kiel und habe mich dort an einem Landwirtschaftsstudium versucht. Ich habe aber nicht geschafft mich ausreichend dafür zu begeistern, so dass ich irgendwann einfach entschieden habe, mir wieder eine Stelle in der Landwirtschaft zu suchen. Rausgeprüft bin ich nicht, ich könnte also auch in einem Dreivierteljahr wieder anfangen, aber die Rückkehr in die Praxis war auf allen Ebenen die richtige Entscheidung. Außer vielleicht, dass ich meine Freundin nur noch am Wochenende sehe.
Während meiner Zeit in Kiel habe ich angefangen Rugby zu spielen und bin irgendwann Administrator der Facebook-Seite geworden. Dort habe ich zu meiner eigenen Verwunderung festgestellt, dass ich ein ganz gutes Händchen für Social Media habe. Mit der Zeit habe ich auch die restliche Öffentlichkeitsarbeit der Rugbymannschaft übernommen und dank dieser Referenzen sogar einen Werkstudenten-Job als Schreiberling für Pressetexte, Blogeinträge und Social-Media-Inhalte bekommen.
Was ich aber auch gemerkt habe war, dass ich die ganze Schönmalerei nicht ausstehen konnte, die in solchen werbenden Texten Gang und gäbe ist. Ich finde, dass auch das Auslassen von unschönen Inhalten eine Art der Lüge ist und das widert mich ziemlich an. Da sind Landwirtschafts- und Ernährungsinhalte auf allen Plattformen, von der Produktverpackung bis zum Social Media ganz groß. Beim Herumspielen mit der Rugby-Seite, auf der ich sehr viele Freiheiten hatte, merkte ich immer wieder, dass eigentlich überhaupt kein Bedarf an Schönmalerei herrscht, wenn man ernsthaftes Interesse wecken kann.
Der Hofhuhn-Blog ist die Konsequenz aus all dem Vorangegangen. Er ist mein Beitrag dazu, ein Verständnis für die tägliche Arbeit auf den Bauernhöfen zu wecken. Auf vielen Höfen herrscht kein wirkliches Bewusstsein für die Chancen die das Internet bietet. Im Gegenteil, es herrscht ein großes Misstrauen und eine große Furcht davor, dass Fakten verdreht werden und sich das Öffnen nach außen zum Desaster entwickelt. Vielleicht auch nicht ganz unbegründet.
Ich stehe also als Einzelperson hinter dem Blog. Meine Arbeitgeber geben mir einen riesigen Vertrauensvorschuss, indem sie mich machen lassen. In Zukunft werde ich versuchen auch immer wieder andere Betriebe zu besuchen und vorzustellen, aber nach meinem eigenen Gusto. Ich habe lange überlegt, ob ich nicht anfangen soll zu schreiben, hatte aber in Kiel nicht das Gefühl, dass ich von der Stadt aus ausreichend wirkliche Inhalte mit Tiefgang schaffen kann. Deswegen habe ich mich nach meiner Zusage für die Stelle hingesetzt und diese Homepage gebaut und angefangen zu schreiben.
Dass die Inhalte von einem Demeter-Hof kommen liegt in der Natur der Sache. Ich komme von einem Demeter-Hof und arbeite auf einem Demeter-Hof. Ich werde in Zukunft meinen eigenen Demeter-Hof betreiben. Das heißt aber nicht, dass ich andere Anbauverbände oder auch konventionelle Landwirte per se schlecht finde. Ich bin mit dem Thema aufgewachsen, ich brauche niemandem zu beweisen dass ich öko bin indem ich andere in die Pfanne haue. Ich habe aber auch meine klare Meinung zu Themen, habe auf konventionellen Höfen gearbeitet, weswegen diese Meinung auch eine solide Grundlage hat.
Wohin es mit diesem Blog in Zukunft gehen wird weiß ich noch nicht so genau, ich bin mal gespannt was kommt. Morgen ist mein letzter Arbeitstag für zehn Tage, denn es geht für mich in den „Urlaub“. Nachhause in den Hunsrück auf den Hof meiner Eltern. Von dort aus werden meine Freundin und ich Ausflüge machen und auch bestimmt den ein oder anderen Hof besuchen. Ob es fürs Bloggen reicht, weiß ich noch nicht genau, Instagram wird aber auf jeden Fall ordentlich gefüttert werden..
Ingmar in Links:
Warum „echt Bio“ nicht immer geradlinig ist – Der Hofhuhn-Blog
September 26, 2017 @ 6:22 pm
[…] wenn losschwadroniert wird, wie straight die Bio-Lebensführung ist. Ich muss keinem etwas beweisen (ich weiß, dass ich das im letzten Beitrag auch geschrieben habe). Ich weiß nicht, wie das die Leute machen, die mit Mitte Zwanzig in aller Zartheit beginnen, sich […]