Alternativen zu Eiern von Sophia Hoffmann
Meine Beweggründe für diesen Gastbeitrag habe ich in diesem Beitrag erläutert. Ich bedanke mich sehr bei Sophia Hoffmann dafür, dass sie mir erlaubt hat, dieses Kapitel aus ihrem Buch „Zero Waste Küche“ zu nutzen. Das Titelfoto ist von Anabell Sievert.
Eier (von Sophia Hoffmann)
Eier als Lebensmittel und Fruchtbarkeitssymbole der Menschen haben eine lange Geschichte. Auf der ganzen Welt finden sie sich in Mythologien, religiösen Schriften und Kunstschätzen wieder.
Genau wie Milchprodukte, Fleisch und Fisch halfen sie Menschen anno dazumal beim Überleben.
Überlebenswichtig sind sie bei uns schon lange nicht mehr. Wer mehrmals die Woche Hülsenfrüchte und Getreide isst, sollte reichlich mit Eiweiß versorgt sein.
Haltbarkeit und Lagerung:
Das Mindesthaltbarkeitsdatum ab Legetag beträgt in Deutschland 28 Tage. Da die Schale als natürlicher Schutz vor Bakterien und Keimen dient, können Eier ungekühlt gelagert werden.
Nach mehr als 20 Tagen sollten sie jedoch nur noch gekocht/ gebraten oder verbacken verzehrt werden. Für Gerichte aus rohen Eiern wie Mayonnaise/Tiramisu sollte man immer ganz frische Eier verwenden. Ob ein Ei noch gut ist, lässt sich nach Aufschlagen am Geruch erkennen: Im Gegensatz zum neutralen Geruch frischer Eier riechen alte Eier säuerlich und faulig.
Hühner:
Obwohl auch Wachtel- , Enten-, Straußen-, Fisch- und sogar Ameiseneier als Lebensmittel zum Einsatz kommen, ist doch das Hühnerei das am Häufigsten verspeiste.
Wildhühner legen zur Fortpflanzung etwa 30 Eier pro Jahr. Unbefruchtete Eier verspeisen sie selbst um den in ihrem Körper entstandenen Kalzium-Verlust auszugleichen. Sogenannte, für die Tierindustrie gezüchtete Hybridhennen legen über 300 Eier pro Jahr und werden bei Abnahme der Legeleistung nach 18 bis 24 Monaten Lebenszeit geschlachtet und zu Tiernahrung und Suppe verarbeitet. Hühner sind übrigens die am nächsten noch lebenden Verwandten des Tyrannosaurus Rex.
Eintagsküken:
In Deutschland werden jährlich 50 Millionen männliche Küken getötet, da sie für Fleischproduktion nutzlos sind. Zusammen mit den Legehennen in der Eierproduktion, die durch ihre Haltungsbedingungen oder durch Schlachtung sterben kommt man so auf eine jährliche Summe 100 Millionen Hühnern. Die Annahme, dass Vegetarismus Tierleid vermeidet, ist somit leider falsch.
Vegetarische Fleischalternativen:
Immer häufiger werden mit Eiklar hergestellte Fleischalternativen angeboten, die vielen Menschen suggerieren tierfreundlicher zu konsumieren. Diese Rechnung geht leider nicht auf.
Ein geschlachtetes Schwein liefert ca. 80 kg Fleisch. Das Eiklar eines Hühnereis wiegt etwa 40g.
Für 80 kg Eiklar werden 2000 Eier benötigt, das entspricht der Lebens-Legeleistung von mehr als 6 Hennen, die am Ende auch geschlachtet werden.
Statt Ei:
Viele Produkte und Rezepturen können ohne Qualitäts- und Geschmacksverlust Ei-frei hergestellt werden. Dies spart nicht nur Ressourcen sondern ist auch gesünder.
Zudem bestünde bei Roh-Ei-Verwendung keine Salmonellen-Gefahr.
Immer mehr Unternehmen stellen solche Produkte her, aber auch in der eigenen Küche kann man durch einfache Tricks den Ei-Verbrauch reduzieren:
Einfach Weglassen:
- Kuchen-Rührteig
- Pfannkuchen
- Strudel
- Pasta
Backen:
Statt einem Ei verwenden:
- ½ pürierte Banane (bevorzugt in süßem Gebäck)
- 80 g Apfelmus
- 1 EL Sojamehl mit 2 EL Wasser verrührt
- 1 EL Stärkemehl
- 2 EL gemahlene Leinsamen mit 2 EL Wasser verrührt
- 60 g Seidentofu
Produkte wie Sojamehl, Stärke und Leinsamen haben zudem den Vorteil längerer Haltbarkeit.
Apfelmus kann aus angeschlagenen Äpfel gewonnen werden.
Mayonnaise:
- Mayonnaise auf Soja- oder Aquafaba-Basis
Zur Bindung von Soßen und Desserts:
- Johannisbrotkernmehl: 1 gehäufter EL verrührt mit 40 ml Wasser ersetzen 1 Ei
- Kalte Flüssigkeiten: 2 g auf 250 ml
- Warme Flüssigkeiten:
1 g auf 250 ml warme Flüssigkeit
1 g auf 500 ml kalte Masse z.B. Pudding, der warm angerührt und dann abgekühlt wird
Zur Bindung von Bratlingen/ Knödeln:
- Sojamehl
- Tomatenmark
- Johannisbrotkernmehl
- Semmelbrösel (Zero Waste!)
Zum „Kleben“ von Panade:
- Mehl mit Wasser oder pflanzlicher Milch verrühren, für die glutenfreie Version Sojamehl verwenden
Für Ei-Geschmack in Aufstrichen, Salaten, Soßen:
- Kala Namak Schwefelsalz, erhältlich in gut sortierten Bioläden und online
Als Rührei-Ersatz:
- zerkrümelter Tofu, gewürzt mit Kala Namak Salz
- Kichererbsen Seite XY
Fazit:
Die Menge macht das Gift. Weniger das gelegentliche Frühstücksei, sondern vor allem die geradezu verschwenderische Verarbeitung von Eiern in unzähligen Produkten ist so aus dem Ruder gelaufen, dass die gesundheitlichen und ökologischen Folgen für Mensch und Umwelt mehr als bedenklich sind. Von ethischen Aspekten der Tierhaltung ganz abgesehen.
Ich rate zu Reduktion und bewussten Kaufentscheidungen:
Sophia Hoffmann